Langlebigkeit
Wenn man sich das Leben von Menschen ansieht die weit über 90 oder gar über 100 Jahre alt wurden, so werden sich gewisse Verhaltensweise zeigen die den meisten dieser Menschen gemeinsam sind. Daraus lässt sich vieles lernen.
Das Zauberwort scheint das Mittelmaß aller Dinge zu sein, und lieber zuwenig zu machen als zuviel. Jegliches abweichen nach oben oder unten scheint sich verkürzend auf die Lebensdauer auszuwirken. Die Natur mag offensichtlich keine extremen Verhaltensweisen, sondern ist auf Mittelmaß und Anpassungsfähigkeit bedacht.
Ganz allgemein könnte man die Grundregeln der Langlebigkeit wie folgt zusammenfassen:
Ernährung: Hunger und Kargheit (Einfachheit) in der Ernährung scheint sich eher positiv auf die Lebenserwartung auszuwirken. Fettleibigkeit, Völlerei, Viel- und Oftessen sind eher negativ. Bei langlebenden Menschen konnten selten dogmatische Ernährungsvorschriften gefunden werden. Veganer, Rohköstler oder überwiegend fleischessende Menschen leben nicht lange sondern werden krank. Entweder krank vor ständiger Sorge etwas falsch zu machen (Veganer) oder krank durch Darmkrebs (Fleischesser) oder man wird krank durch Krankheitserreger (Rohköstler). Es scheint eine möglichst einfache, überwiegend gekochte Mischkost mit Neigung zu einer vegetarischen Ernährung das Optimum für den Menschen zu sein. Auf alle Kunstprodukte wie Vitamintabletten und Nahrungsergänzungsmittel sollte verzichtet werden. Leute die alt wurden lasen meistens keine Gesundheitsratgeber oder Ernährungsratgeber. Sie befürchteten keinen Mangel an Spurenelementen und hatten kein Bedürfnis nach pulverisierten Algen, Methylenblau, Chlordioxid oder Bitterkräutern aus dem Wald. Langlebende Menschen machten kaum Ernährungsexperimente und hatte nie innewohnende Angst, dass es ihnen an irgendetwas mangeln würde. Es scheint, dass sich langlebende Menschen mehr nach Intuition und Gespür ernährten als nach Foren, Blogs und Gesundheitsratgebern. Alles Scharfe, Bittere, Saure, Künstliche, zu Salzige oder zu Süße wurde stets instinktiv gemieden.
Bewegung und Sport: sehr wenig Ausdauersport, dafür täglich leichte Bewegungen, Wanderungen, Fußmärsche, Spaziergänge, leichte Arbeit. Extremsportarten wie Marathon oder Triathlon wirken lebensverkürzend oder direkt gesundheitsschädlich. Die Folge sind Tod durch Hirnschlag oder Herzinfarkt, weil die Blutgefäße aushärten und nicht mehr elastisch sind. Von den extremen Raten von Marathonläufern die künstliche Hüftgelenke ab 50 Jahren brauchen ganz zu schweigen… Gefährliche Sportarten wie Mountainbiken, Rennradfahren an der Straße, Reitsport, sämtliche Adrenalin-Thrill-Sportarten sind selbstredend auch nicht lebensverlängernd aufgrund ihres Risikofaktors. Alles was den Körper extrem fordert ist schädlich. Dazu gehören auch Sportarten wie Tauchen, Flugsport oder Bergsteigen. Der Mensch ist kein Fisch, kein Vogel und kein Steinbock. Er sollte möglichst mit beiden Beinen auf der Erde bleiben wenn er lange leben will. Ich kenne im übrigen kein Tier auf dieser Welt das freiwillig 42 km am Stück rennt und seinen Puls stundenlang an den Maximalanschlag bringt. Das geschieht nur, wenn man ein Tier willentlich zu Tode hetzen will. Kein Tier der Welt rennt freiwillig herum, aus rein energetischen Überlegungen. Gerannt wird in der Tierwelt zur jagdlichen Zwecken (dann eher Kurzstrecken) wenn man ein Raubtier ist – was der Mensch offensichtlich nicht ist, mangels Reißzähnen, Backenschneidezähnen, Klauen und der allgemeinen Unfähigkeit Fleisch roh ohne weitere Hilfsmittel wie Messer zu verzehren – oder aus Gründen der Flucht um sich Todesgefahren zu entziehen. Wer dauernd Todesgefahr durch Ausdauersport Fluchtverhalten mit seinem Körper simuliert, der schwebt auch psychologisch gesehen in dauernder Todesgefahr. Die Natur lässt sich nicht austricksen, und dein Gehirn hat hierbei nix zu melden wenn du sagst: “Es ist ja nur ein Marathon und keine Flucht.” Deine Körperzellen und dein Rückenmark wissen nichts von solchen Überlegungen deines Neocortex. Für deinen Körper ist es in dieser Zeitspanne ein Fluchtverhalten. Deswegen preisen Sportler auch die Ausschüttung von “Glückshormonen” wenn sie ihren Sport absolviert haben und ins Ziel kommen. Die ‘Flucht’ ist eben geglückt, die ‘Todesgefahr’ gebannt. Bis zum nächsten Lauf, und so geht das Spiel immer weiter, wie Getriebene und Gehetzte.
Kraftsportler leben im Übrigen auch nicht sehr lange. Das Herz ist nicht dafür gemacht Fleisch- und Muskelberge ständig zu durchbluten. Der Impakt auf den Körper durch das Heben von schweren Gewichten ist ungesund. Auch hier verhärten Blutgefäße. Der einzige Bonus jener Leute ist die Tatsache, dass sie kaum/nie rauchen, sich halbwegs gesund ernähren und nicht fettleibig sind. Das gleicht die Lebensverkürzung durch den Kraftsport statistisch gesehen wieder aus. Würden sie aber auf das Heben von schweren Lasten gänzlich verzichten und sich dennoch gesund ernähren und einen weisen Lebensstil pflegen, so würden sie eben wirklich länger leben…
Gifte sind stets zu meiden. Koffein, Tabak, Alkohol, Drogen oder Medikamente haben in einem gesunden Körper nichts verloren. Ein gesunder Geist und gesunder Körper verspürt keinen Drang nach Suchtmitteln und benötigt keine Medikamente. Heute wird man leider durch Umweltgifte bombardiert, mit denen der menschliche Körper oft nur schwer umgehen kann. Benzindämpfe beim Tanken sind nun mal eine Neuheit für den menschlichen Körper und bei dauerhafter Belastung wird er mit Krankheit, Zellentartungs- und Abstoßungsreaktionen beginnen weil er evolutionär daran nicht angepasst ist – das heißt bei einer Dauerexposition in so einem Umfeld wirst du in den meisten Fällen Krebs bekommen. Dämpfe von Lösungsmitteln, Ausdünstungen von neuzeitlichen Baustoffen, PFAS-haltige Substanzen oder Nahrungsmittel usw. sind daher ebenfalls zu meiden. In allen Berufen in denen man dauernd Chemikalien, Staub, Dreck oder Lärm ausgesetzt ist, wird man keine Menschen finden die sehr alt werden oder gesund alt werden.
Strahlung wie Elektrosmog, Mikrowellenstrahlung oder Funkstrahlung sind so gut wie möglich zu vermeiden. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wenn man die Gefahrenlage nicht konkret einschätzen kann weil einem die körperlichen Sensoren für derlei künstliche Belastungsfaktoren fehlen, dann ist es besser sie zu vermeiden oder zu minimieren.
Stress hatten Leute die lang lebten meistens nie. Stress sorgt für eine dauernde Selbstvergiftung des Körpers, man wird krank. Stress ist also zu vermeiden, ebenso Dreck, Unordnung, Lärm, nächtliches Licht, schreckhafte Erlebnisse, Horrorfilme, Geisterbahn- und Achterbahnfahrten. Selbstverursachte Hektik durch die Nutzung von Smartphones – welche außerdem deine Gedankengänge verkürzt und zu einer charakterlichen Oberflächlichkeit führt – gehört auch zu einem lebensverkürzenden Faktor. Wer ständig denkt er würde etwas verpassen wenn er 10 Minuten nicht aufs Display schaut, der vergiftet sich innerlich selbst und ist eines Tages nicht mehr fähig längere Gedankengänge selbst auszuarbeiten oder andere in Gänze nachzuvollziehen.
Gelassenheit scheint ein großer Faktor für langes Leben zu sein. Eine stoische Haltung mit heiterem-gemütlichem Einschlag scheint das Optimale zu sein. Auffallend häufig finden wir bei sehr alten Menschen eine Art von kindlich-naivem Glauben. In westlichen Ländern sind es häufig gottgläubige Menschen (“Ladet eure Sorgen bei Gott ab” = Externalisierung) und im östlichen Kulturkreis sind es Menschen die im Zustand des Satori leben (“das Göttliche in sich selbst entdecken” = Internalisierung). Beide Haltungen haben offensichtlich den gleichen wohltuenden Effekt auf den Körper. Wer das hiesige Leben nicht allzu ernst nimmt und eher auf das jenseitige hofft (christliche Haltung) oder das hiesige Leben als völlige Illusion durchschaut hat (Zen-Haltung), der lebt letztlich länger. Äußere Geschehnisse (z.B. angebliche Bedrohungslagen) haben in beiden Fällen nur geringe Auswirkungen auf den Körper, weil man sich in beiden Fällen mit einer höheren Macht/Kraftquelle verbunden fühlt, denn “es kann ja im schlimmsten Fall nur meine Hülle, der Leib sterben”, während das wirkliche Ich/die innewohnende Lebenskraft davon unberührt bleibt. (Der dem Menschen innewohnende Überlebenstrieb bleibt davon ohnehin unberührt, in Gefahr reagiert der Körper automatisch um sich in Sicherheit zu bringen.)
Starke emotionale Schwankungen sorgen zwar für ein abwechslungsreiches, aber damit auch kurzes Leben. Wer lang leben will, der eignet sich besser eine Art von heiterer Gelassenheit an und sollte sich sich möglichst zeitig von ererbten oder erlebten Traumen, sofern sie vorliegen, befreien.
Tages- und Nachrhythmus. Menschen die lange lebten hatten meistens geregelte Tagesabläufe und arbeiteten auch nur tagsüber. Schichtarbeiter und feierwütige Nachtschwärmer nehmen Kredit in ihrem Leben auf den sie später mit Zinseszins in Form von einem zeitigeren Tod zurückzahlen müssen. Die Natur schenkt dir nichts sondern fordert irgendwann alles zurück. Nicht nur zieht einem Menschen solch ein naturwidriges Verhalten die Lebensjahre ab, meistens siehst du einen solchen Lebenswandel den Menschen auch direkt an. Es tritt eine vorzeitige Alterung ein. Man hat zwar in der Jugend ein möglicherweise “erfülltes” oder “spannendes” Leben gehabt, aber mit 45-50 sind viele dieser Leute halt einfach mental und körperlich fertig. Es sollte daher nach wie vor die alte Regel der Lebensreformer gelten: “Früh zu Bett und früh wieder auf – verlängert deinen Lebenslauf!”
Statistisch gesehen wird man eine augenfällige Langlebigkeit bei Leuten finden, die eher geistigen Tätigkeiten nachgehen als körperlichen. Könige, Päpste, Pfarrer, Mönche, Autoren, Komponisten, Maler, ranghohe Politiker haben oft ein hohes Alter erreicht. Was natürlich auch daran liegt, dass diese Berufe selten risikobehaftet sind und intelligente Menschen körperlichen Gefahren in der Regel im Vorfeld aus dem Weg gehen. (Körperlicher Mut und Risikobereitschaft ist bei diesen Berufsgruppen allerdings auch stark unterrepräsentiert!)
Alles Langweilige scheint zur Langlebigkeit zu führen, während alles Kurzweilige zur Kurzlebigkeit führt. Es ist daher stets im Leben das richtige Maß zu treffen, was wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen ist, als sich Extremen aller Art hinzugeben. Leider ernten heute außergewöhnliche Extremleistungen den meisten Beifall. Je schriller oder außergewöhnlicher etwas scheint, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt dieses Verhalten. Dies führt zu einem negativen Nachahmungseffekt der sehr häufig direkt schädliche Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit hat (wenn man dies überhaupt trennen kann, denn in Wirklichkeit beeinflusst das eine das andere).
Es gibt eine indische Philosophie des Atmens deren Name mir leider entfallen ist, die aber den Kern der hier dargestellten Lebenskunst trifft. Sinngemäß lautet diese Theorie: Jeder Mensch hat von Geburt an eine festgelegte Menge an Atemzügen im Leben zur Verfügung. Mit diesem Vorrat sollte stets weise umgegangen werden, auf dass sich dieser Vorrat nicht vor seiner Zeit erschöpfe.
Nachtrag, 17.10.:
Ich weiß, jetzt kommen wieder ein paar Oberschlaue daher und sagen: ‘Jaaaa…. aber der Helmut Schmidt, der wurde 96, und hat zwei Schachteln Mentholzigaretten am Tag durchgezogen… also kann man ja auch lang leben wenn man raucht…’
Solche Beispiele zeigen allerdings nur, dass solche Leute vieles oben genannte offensichtlich richtig gemacht haben und ein hohes Alter trotz dieser unvernünftigen Angewohnheiten erreicht haben. Ohne diese schlechte Angewohnheit wäre er halt nicht nur 96 geworden, sondern wahrscheinlich 116 oder so. Raucher ersetzen oft die Nahrungsaufnahme durch das Rauchen, hier ist die Ursache der angeblichen “lebensverlängernden Wirkung” wohl auch in der eher geringeren Nahrungszufuhr und dem statistisch geringeren Körperfettanteil bei Rauchern zu finden. Die Kunst des langen Lebens ist allerdings: sich weise zu verhalten in möglichst vielen Punkten.
Mit dem Alkoholgenuss ist es das gleiche. Da bringen ja einige Leute gerne Statistiken und sagen dann: wer täglich ein Glas Rotwein trinkt, der lebt nachgewiesenermaßen länger! Abgesehen davon, dass man mal gucken müsste ob diese Studien von der Weinindustrie in Auftrag gegeben wurden, könnte hier auch ein einfacher statistischer Zusammenhang mit Lebensfreude und Geselligkeit bestehen, die die eigentliche Ursache für das längere Leben darstellt. Geselligkeiten, Feiern, Feste, Freundschaften gehen nun einmal oft mit gemeinsamen Trinken von alkoholischen Getränken einher. Über ein stabiles soziales Umfeld zu verfügen hat sicherlich Überlebensvorteile. Würde diese Lebensweise allerdings ohne die Zuführung von Nervengift vonstatten gehen, wäre auch hier eher ein Zugewinn an Lebenszeit zu verbuchen als mit der Zuführung von Alkohol. Aus solchen Erhebungen dann allgemein abzuleiten dass Alkohol irgendeine günstige und gesundheitsfördernde Wirkung auf den Körper hätte, ist ein zu kurzer Schluss. Wenn man natürlich einer ungesunden Ernährungsweise (mit z.B. zu viel tierischem Eiweiß huldigt), kann Alkohol möglicherweise günstig wirken, weil es negative Einflüsse der falschen Ernährungsweise abmildern könnte (z.B. für eine schnellere Verdauung sorgt, damit das tierische Eiweiß schneller aus dem Darm befördert wird usw.).
Nachtrag 2, 16.02.2024.:
Selbstverständlich sollte man bei diesen Betrachtungen auch die erblichen Voraussetzungen für ein langes Leben nicht außer acht lassen. Es gibt Familien, bei
denen ist eine auffällig hohe Lebensspanne bei ihren Mitgliedern zu erkennen, obwohl sie sich keineswegs ständig »gesund« oder »vorsichtig« verhalten oder nur in
einem »reichen« sozialen Umfeld zu Hause sind. Langes Leben kann auch tatsächlich
angeboren sein, die sanitäre Erbkonstitution ist bei solchen Menschen einfach von
höherer Qualität und Widerstandskraft als die anderer.
Statistische Untersuchungen zeigten Auffälligkeiten (u.a. bei Lindemann, »Saluti
senectutis«):
Sehr hohe Alter fanden sich in der Stadt nicht öfter als auf dem Land und nicht
öfter bei Armen oder Reichen. Obwohl eine bessere finanzielle Lage der Mitglieder
einer Bevölkerung die mittlere Lebensdauer zu heben vermag (v.a. durch bessere
hygienische Bedingungen wie Reinlichkeit, Kanalisation, fließendes sauberes Wasser
usw.), so ist der finanzielle Status nicht unbedingt ausschlaggebend für ein hohes
Sterbealter.
A. Ploetz untersuchte 1909 in einer Studie 5000 Kinder (»Lebensdauer der Eltern
und Kindersterblichkeit«). Seine Ergebnisse bestätigen den Verdacht, dass Kurzund Langlebigkeit vererbt werden, das heißt die Vererbung der unterschiedlichen
Konstitutionskraft hierbei eine nicht untergeordnete Rolle zu spielen scheint.
Bei Wilhelm Schallmayer, »Vererbung und Auslese«, 2. A., 1910, finden wir folgende Fußnote auf Seite 161 ff.:
»Der Schwede Drakenberg wurde 1626 geboren, heiratete im Alter von 111 Jahren, ging als 130 jähriger Witwer noch auf Freiersfüßen und starb, bis zuletzt rüstig
und kräftig, 146 Jahre alt, i. J. 1772 (H. Westergaard, Die Lehre von der Mortalität und Morbidität, Jena, 1901, S. 214). — Die Französin Nansenne starb 1756 im
Alter von 125 Jahren (Dokumente des Fortschritts, Jan. 1909, S. 65). — Der Norweger Surrington starb 160 Jahre alt i. J. 1797 mit Hinterlassung einer Reihe von
Kindern, deren jüngstes 9, deren ältestes 103 Jahre alt war. — Der Engländer H.
Jenkins konnte in seinem 100. Lebensjahr noch starke Ströme durchschwimmen und
wurde 169 Jahre alt. — Thomas Parre, ein englischer Bauer, starb mit 152 Jahren
und neun Monaten (infolge der ungewohnten Lebensweise, zu der man ihn am englischen Hofe verführte, wo er bewundert und gefeiert wurde). Mit 120 Jahren hatte
er eine Witwe geheiratet, die angab, daß sich das Alter ihres Mannes in geschlechtlicher Potenz gar nicht bemerklich gemacht habe. Ein Sohn von ihm wurde 127, eine
Urenkelin 103 Jahre alt. — Aus einer langlebigen Familie stammt auch der 1816
geborene, jetzt noch frisch und lebensfroh in seiner Schefflerwerkstätte arbeitende
Bayer Max Bleicher, dessen Mutter 95 und dessen Großmutter 2 Monate weniger
als 100 Jahre alt geworden war. — Ebenfalls aus Bayern wurde 1908 von einem 136
Jahre alten »russischen« Veteranen, dem Wachtmeister Schmidt, berichtet. — Ein
Walliser Tagelöhner soll 144 Jahre alt geworden sein. Nachträglich entnehme ich
dem von A. von Lindheim unter Mitwirkung verschiedener Gelehrter jüngst herausgegebenen verdienstvollen Werke »Saluti senectutis« (Wien und Leipzig, 1909) noch folgende Angaben: Der Begründer der Abtei Glasgow, Saint Mungo, brachte es auf
185 Jahre. Das gleiche Alter erreichte Peter Zorsay, der 1539 geboren wurde und
1724 starb. Der lothringische Chirurg Politiman, der von seinem 25. Jahre an täglich betrunken gewesen sein soll, wurde 140 Jahre alt. Lindheims Buch bringt aber
nicht nur derartige Einzelfälle, sondern auch die Ergebnisse einer mit behördlicher
Unterstützung vorgenommenen, mit ganz zuverlässigen Daten arbeitenden Enquete,
die sich auf 705 Personen von 80 und mehr Jahren erstreckte. Sie ergab als wichtigste Vorbedingung für langes Leben Langlebigkeit der Eltern oder wenigstens eines der
Eltern. Ebenfalls bemerkenswert ist von den Ergebnissen dieser Enquete, daß wenigstens bei uns in Europa gegenwärtig seltener außerordentlich hohe Alter erreicht
werden als in früheren Jahrhunderten, im Unterschied von der durchschnittlichen Lebensdauer der Gesamtbevölkerungen, die in Europa überall seit 1–2 Jahrhunderten und besonders während der letzten Jahrzehnte eine beträchtliche Verlängerung
erfahren haben.«