Armut

Wenn Prepper und Survivalisten über “drohende Armut” reden, die nach dem Zusammenbruch des industriell-technologischen Systems einziehen wird, dann ist eine Armut gemeint, die bedeutet nicht zu wissen was man heute essen wird oder ob man noch trinkbares Wasser findet. Eine Armut, die an die eigene körperliche Substanz geht, dem Hungertod jederzeit ins Auge blickend. Wenn du deine Kinder sterben sehen wirst weil sie keine Vitamine bekommen und nicht genügend Kalorien oder weil sie an kleinen Wunden oder Insektenstichen zugrundegehen bevor es dich erwischt. Also in etwa so, wie wahrscheinlich 1 Milliarde Menschen heute schon einer wirklichen Armut gegenüberstehen.

Wenn der “deutsche Normalo” von der Straße über die “drohende Deindustrialisierung Deutschlands” philosophiert, und sagt, “mir blüht dann Altersarmut” oder “wir werden bald alle arm”, dann meint er nicht diese Armut die dir ans Leder will und wo du um jeden Bissen Essen kämpfen musst und Wahnvorstellungen bekommst wenn dein Körper anfängt das eigene Gehirn zu verstoffwechseln.

Alles wovor die meisten Leute Angst und Bange haben, ist nicht dass sie hungern und frieren werden, sondern dass sie einen sozialen Abstieg beginnen wenn es wirtschaftlich mal nicht so rund läuft. Dass sie ihren erarbeiteten Status verlieren. Dass sie umziehen müssen, ihren alten Job nicht mehr haben werden und vielleicht kein Auto mehr haben sondern nur noch Bus und Bahn fahren müssen. Sie haben Angst vor dem Verlust ihres kreditfinanzierten Einfamilienhauses in der Vorstadt mit Webergrill, dem ferngesteuerten Thermomix und Rasenmäherroboter.

Und die meisten – ganz verständlich – haben eine Ur-Angst, “was andere über sie denken könnten” wenn sie sich plötzlich diesen ganzen materiellen Firlefanz nicht mehr leisten können. Wenn man in den Augen von Freunden, der Familie oder der Nachbarn plötzlich als “arm” gilt.

All dieser ganze Luxus ist aber nicht wirklich nötig um zu überleben. Es sind nur kulturell und sozial anerzogene “Werte”, die man selbst in Frage stellen sollte. “Hängt euer Herz nicht an irdischen Reichtum” – das bedeutet: ihr könnt ja soviel Krempel aufhäufen wie ihr meint zu brauchen um zu leben. Aber lasst euch nicht von diesen Sachen beherrschen, hängt innerlich nicht an ihnen. Macht euer inneres Glücksempfinden nicht vom Vorhandensein dieser Dinge in eurer Wohnwabe abhängig. Wenn sie weg sind, dann sind sie halt weg. Wen kümmert’s!

Um die Lebensfunktionen zu erhalten, braucht’s nicht viel. Keinen Supermarkt und keinen Biergarten. Nichtmal Strom ist nötig. Der Mensch hat vor 150 Jahren nichts von Strom gewusst und trotzdem gelebt. Du kannst Wasser trinken aus dem Wasserhahn, warum Geld für Gift in Flaschen ausgeben. Du brauchst keine Burger und Pizzas die dir andere Leute servieren. Du kannst dir statt dessen Haferschleimsuppe für 20 Cent kochen. Du brauchst auch keinen Fernseher und keine Bücher. Der Mensch vor 200 Jahren konnte nicht mal lesen. Du brauchst kein E-Bike für 5000 Euro in der Garage. Fahr halt ein Dreigangrad von 1980, das du aus dem Müll gezogen hast, wenn du irgendwo hinkommen willst. Was soll’s. Selbst das ist noch keine “Armut”. Es ist verzicht auf Luxus und Annhemlichkeiten einer zivilisierten Welt, die dich letzten Endes nur verweichlichen wenn du sie nutzt.

Je eher du damit anfängst aus eigenem Antrieb einfach und “arm” zu leben, desto besser.