Vorsorge ist ein natürliches Verhalten
Es ist kein Wunder, dass in dieser Gesellschaft diejenigen als sonderbar angesehen werden, die Vorsorge für Krisenzeiten betreiben. Es ist dies natürlich auch eine staatliche Agenda, die diejenigen verunglimpfen möchte, die die »Allmacht« des Staates und seiner ausführenden Organe anzweifeln, weil von dort in Krisenzeiten wohl wenig Hilfe kommen wird.
Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder für sich selbst sorgen und vorsorgen würde? Dann wäre der Staat ja letztlich überflüssig! Demzufolge ist die negative Stimmungsmache gegenüber solchen eigenverantwortlichen Bewegungen eben dem Zeitgeist zuzuschreiben – jenem Zeitgeist, der einen abhängigen, unmündigen, kleinlauten und wehrlosen Bürger wünscht.
Vor dreißig oder vierzig Jahren war dies noch völlig anders. Jeder der die Zivilschutzunterlagen aus jener Zeit kennt, weiß, dass wir selbst von staatlicher Seite eine gegenteilige Meinung zu der heutigen hatten: der Bürger sollte selbst vorsorgen, damit er im Krisenfall den staatlichen Hilfsorganen und seinen Mitmenschen nicht zur Last fällt.
Die Unselbständigkeit nimmt eben in allen Lebensbereichen überhand. Dagegen kann man vermutlich wenig ausrichten. Der einst normale Mensch mit angeborenen Instinkten und Überlebenswillen wird heute eben schnell zum »unnormalen Sonderling« abgestempelt.
Dabei ist Vorsorge und Sorge generell ein wesentlich evolutionärer Bestandteil des Menschen. Die Vorsorge war ein jahrtausendelang ein wichtiger Faktor des Überlebens. Keine Vorsorge zu betreiben bedeutete Hunger, Krankheit und Elend. Sich keine Sorgen zu machen, über das, was zukünftig passieren könnte, bedeutete einfach – den Tod.
Es ist dies auch ein logisches Vorgehen: Sorgen muss ich mir machen, um das Überleben in der Zukunft sicherzustellen. Oder zumindest die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöhen zu können. Sorglos in den Tag hinein zu leben war eine schlechte Überlebensstrategie, die sich klarerweise nicht auf Dauer in der Natur durchsetzen konnte. Feiern und saufen kann ich problemlos auf morgen, übermorgen oder das nächste Frühjahr verschieben. Einen Angriff von Feinden oder hungrigen Wölfen, eine Hungersnot oder Durst kann ich nicht beliebig auf morgen verschieben, denn sonst bin ich tot und kann nie wieder Freude am Leben empfinden. Nicht lebensbedrohliche Situationen sind in allen Fällen verschiebbar – und damit überlebensUNwichtig!
Ein gesundes, unverdorbenes, nicht abgeirrtes Gehirn wird sich immer mit den Themen Vorsorge, Überleben und Durchkommen in harten Zeiten befassen und mögliche zukünftige Gefahren gegeneinander abwägen um zu einer richtigen und überlebenrelevanten Entscheidung zu gelangen.
Der Mensch war in seiner Entwicklungsgeschichte schon immer zur Vorsorge und zur sorgenvollen Frage: »Was wird wohl morgen geschehen?« gezwungen. Das ist natürliches Verhalten für den Menschen, das unterscheidet den Menschen von vielen anderen Lebewesen: planvolles vorausdenken und abstrakte Vorstellungsmöglichkeit wie die zukünftige Entwicklung aussehen könnte.
Sorgloses, sinnloses, unbekümmertes Dasein gab es nie, jedenfalls nicht auf Dauer. Nimmt gesamtgesellschaftlich diese Sorglosigkeit (und damit auch Gedankenlosigkeit) überhand, so ist dies als ernstes Warnzeichen zu betrachten. Der Volksmund bringt es wieder mal treffsicher auf den Punkt: »Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er auf’s Eis tanzen.«
Insofern begrüße ich die jetzt aufziehende Krisenzeit. Sie bringt den Menschen wieder zu den Dingen zurück, die wichtig sind. Überlebenswichtige Dinge werden die gedankliche Oberhand gewinnen.
Es ist nicht gesund für das menschliche Gehirn, wenn jederzeit ausreichend Nahrung, Trinkwasser, Brennstoff, Obdach, Luxusgegenstände und sonstige Vollversorgung gratis zu bekommen sind. Das menschliche Gehirn musste sich hunderttausende Jahre lang damit beschäftigen, wie man den nächsten Tag überlebt und den Winter übersteht. Ist all dies ohne große Anstrengung zu erreichen, entwickeln unterforderte Gehirne reihenweise schwachsinnige Ideen um diesen geistigen Leerlauf zu überbrücken. Diese Ideen, die wir heute sehen, die völlig überflüssig, wertlos und überlebensunwichtig sind. All dies wird verschwinden, wenn die Zeiten härter werden. Es werden andere Qualitäten zählen, die bislang unbeachtet oder geschmäht wurden. Die Wertskala wird auf den Kopf gestellt werden, vermutlich schneller als so manchem lieb sein wird.