Die Nutzlosigkeit von Newsblogs

Hartgeld.com ist Geschichte, wie ihr sicher mitbekommen habt. Zumindest unter der Leitung von Walter Eichelburg.

Ich kannte diesen Blog seit etwa 2006/2007 und hatte da auch immer wieder vorbeigeschaut bezüglich verlinkter Artikel. Aus dieser Sicht hatte die Seite ihre Stärken, weil man mit Informationen in Kontakt kam, die man selbst aus zeitlichen Gründen kaum gefunden hätte.

Die Seite hatte sicherlich Millionen von Klicks im Monat. Trotz dieser millionenfachen Aufrufe drehen solche Seiten aber nicht am großen Rad der Geschichte. Eigentlich sind diese Newsaggregatoren-Seiten der “Alternativszene” nutzlos um gesellschaftliche Entwicklungen zu beeinflussen. Vielleicht nicht ganz nutzlos, aber dennoch im Vergleich zum Arbeitsaufwand und dem eigenen Anspruch etwas gesellschaftlich verändern zu wollen. Wahrscheinlich entwickelt man als Betreiber einer solch stark besuchten Seite irgendwie Allmachtsfantasien und den Irrglauben, dass man damit etwas verändern würde in einem Land. Ich bezweifle das. Man wird höchstens eingesperrt und medikamentös behandelt wenn man zu unbequem wird und zu weit das Maul aufreißt in Sachen Kritik an Personen. Ob unrechtmäßig eingesperrt oder nicht, jedenfalls weißt du in so einem Fall wer die Hosen wirklich anhat in einem Staat.

Warum sind diese Art von Seiten fast nutzlos? – Weil 1.) mit solchen Seiten das Denken der Menschen nicht verändert wird, 2.) es eine passive Angelenheit ist und 3.) keine Alternativen angeboten werden.

Zu 1.) Diese Seiten rufen ohnehin nur Menschen auf, die ein gleichartiges Denken aufweisen und dann meinen, endlich einen Platz gefunden zu haben auf dem sich gleichgesinnte Austauschen können um Veränderungen zu bewirken. Menschen die komplett anders denken (und z.B. systemtreu und vertrauensselig gegenüber der Regierung sind) rufen solche Seiten nicht auf. Oder nur einmal. Und dann sagen solche Leute: “Da sammeln sich nur Systemgegner, Kritiker und Spinner” und klappen die Seite zu und gehen wieder ihrem Tagwerk nach und schauen die Tagesschau und machen ihr Wahlkreuz wieder an der gleichen Stelle wie das letzte Mal. Eine Veränderung bewirken diese Newsblogs also nicht. Sie sind höchstens ein Sammelbecken Gleichgesinnter. Es wird niemand von der “Gegenseite” bekehrt. Oder nur ein minimaler Anteil solcher Leute, die noch wankelmütig sind, aber ohnehin schon charakterlich zu der Sorte “Skeptiker” gehören.

Zu 2.) Diese Seiten leiten die Menschen in die Passivität. Man liest nur noch dieses Zeug und die Kommentare und denkt: “endlich sagt’s mal einer” und “denen da oben geben wir es jetzt”. Und schon ist die Energie flöten gegangen bei den Konsumenten dieser Seiten. Es erfolgt keine definitive Tat aus diesen Erkenntnissen. Nur wenige packen ihre Sachen und verziehen sich aus Deutschland und damit aus dem System, mit dem sie unzufrieden waren. Niemand legt seine Arbeit nieder und geht in die Illegalität gegenüber einem Staat der sich immer feindseliger gegenüber seinen Bürgern verhält. Dieses ganze Gerede, Verlinken und Beschreiben der Situation ist letztlich nutzlos. Das sind nur Klickgeneratoren für die Betreiber, letzten Endes. Diese Blogs befördern eine passive Konsumentenhaltung. Sie kommentieren das Spiel, spielen aber nicht selbst. Sie werden nicht selbst aktiv und zwingen auch nicht den Abbruch des Spiels herbei (selbst das wäre schon mehr wert als nur die bloße Kommentierung des Geschehens vom Spielfeldrand aus). Alle schauen bloß zu, kommentieren, und das war es. Konsequenzen aus diesen vielen Worten ziehen wohl die allerwenigsten und niemand schreitet zur Tat. Idealer kann man die Leute gar nicht einfangen um sie tatenlos zu halten.

Zu 3.) Auf diesen Seiten werden keine Alternativen zum jetzigen System angeboten. Man kommentiert das Geschehen und die Tätigkeiten anderer (von Firmen die Tatsachen schaffen, Politikern die sich verhaspeln, die allgemeine Wirtschaftslage) und ist selbst unfähig ein tragfähiges Alternativmodell zum jetzigen System vorzustellen. Da sind keinerlei Visionen und Träume bezüglich der Zukunft vorhanden. Jedenfalls keine wirklichkeitsnahen Pläne. Der durchgängige Tenor ist stets ein “Nein” zu dem was andere machen, ohne selbst einen besseren Entwurf anzubieten. Und eine Welt ins Jahr 1960 zurückdrehen zu wollen ist keine Alternative für die Zukunft, sondern eine absonderliche Glorifizierung einer längst vergangenen Zeit. Dieses Verhalten erinnert bisschen an trotzige Kinder die in einer Verweigerungsphase stecken, weil die Wirklichkeit zu übermächtig erscheint. Die Kunst besteht allerdings darin nicht nur “Nein, ich will nicht” zu Entwicklungen zu rufen (das kann irgendwie jeder), sondern die Wirklichkeit selbst nach seinen Wünschen verändern zu wollen. Und ob das in einer Art Transformation überhaupt funktioniert, ist zweifelhaft.

In der Wirklichkeit muss Vorhandenes ersteinmal zerstört werden um Neues aufbauen zu können. Und mit der Zerstörung von definitiv falschen Weltbildern und gedanklichen Vorstellungen sollte man als erstes anfangen. Bei sich selbst ist erst anzufangen, bevor man versucht andere zu verändern. Der vorhandene Skeptizismus muss sich auf sich selbst erstrecken, und sollte erst später externalisiert werden. Die meisten solcher selbsternannten Systemkritiker glauben, sie könnten ein Land beherrschen und alles besser als jetzige Leute machen. Aber in Wahrheit können sie sich nicht einmal selbst beherrschen. Sie reden davon, dass man “endlich mal aufräumen müsste in Deutschland” während sie in ihren chaotischen 2-Zimmer-Wohnungen sitzen, in denen sich Müll und wertloses Zeug an den Wänden stapelt. Den Halm im Auge des anderen zu sehen ist eben stets einfacher als den Balken im eigenen Auge zu erkennen.

Alles was solche Leute bisher vorzuweisen haben sind laue Worte statt Taten. Ich seh jedenfalls nix dergleichen. Sie bauen weder konsequent Alternativsysteme auf, noch haben sie sonstige Visionen. Deshalb verharren sie auch in nutzlosen Tätigkeiten die nichts verändern, weil sie gar nicht wissen in welche Richtung die Veränderung überhaupt gehen soll. Nur “zurück” zu wollen ist keine Antwort auf Probleme.