Prophezeiungen

Hin und wieder erreichen mich Anfragen von besorgten Menschen und Bitten um Rat bezüglich Fluchtmöglichkeiten, sicheren Wohnorten oder wie man Kriegsgefahren ausweicht die sich am Horizont abzeichnen. Gelegentlich werden solche Anfragen auch begründet mit dem Hinweis “… denn laut Irlmaiers Prophezeiungen soll man ja…”

Zum ersten Mal in Kontakt gekommen mit der Thematik “Prophezeiungen” bin ich wohl über das “Lexikon des Überlebens” von Karl Leopold von Lichtenfels. Das muss um das Jahr 2000 gewesen sein und es war auch eines der ersten “Prepper-Bücher” im hiesigen Shop. Lichtenfels verfasste zeitgleich oder kurz zuvor auch ein Buch mit dem Titel “Lexikon der Prophezeiungen” und dieses Buch war wohl der eigentliche Ansporn für den Verfasser das entsprechende Überlebenshandbuch herauszubringen um den prophezeiten kommenden 3. Weltkrieg und den Zusammenbruch der Zivilisation überstehen zu können.

Den Prophezeiungen aus diesem Buch stand ich immer etwas skeptisch gegenüber und habe diese Thematik auch nie weiter verfolgt, aus einem reinen Bauchgefühl heraus. Ich erinnere mich auch noch ein an gewisses Prophezeiungsforum, wo diese Dinge rauf und runter diskutiert wurden. Eine Weile las ich dort mit und es war teils sehr abenteuerlich. Ein Kernpunkt von diesen Prophezeiungen – ich meine es war aus den Irlmaier-Schriften – sollte ein außerordentlich milder Winter sein, der dem ersten Kriegsjahr vorausgehen sollte. Jedenfalls war das immer etwas bizarr, dass bei jedem milden Wintertag an dem irgendwelche Fliegen zu sehen waren, sofort die Teilnehmer in diesem Forum ihre Beobachtungen hineinschrieben und sofort zigfach mutmaßten, dass es jetzt bestimmt soweit sei und man nächstes Jahr mit einem Atomkrieg rechnen müsste. Aus Spaß schaute ich dann ab und zu in dieses Forum und nach all den Jahren hatte sich nichts verändert: Es wurde immer noch über Fliegenschwärme im Dezember und dem Weltkrieg im nächsten Jahr diskutiert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige dieser Leute heute immer noch über solche Dinge schreiben und in ständiger Angst leben, dass sich diese Prophezeiungen ja schon sehr bald ereignen.

Das ist schon rund 20 Jahre her, und wir leben immer noch. Von dieser ganzen Omenschau halte ich nicht viel, da Menschen dazu neigen dann überall nur noch Omen, Zeichen und “Gespenster” zu sehen, wo gar nichts ist. All diesen Leuten läuft dann das normale Leben im Hier und Jetzt davon bis sie irgendwann möglicherweise bemerken, dass sie das ganze Leben nur einem Phantom, einem Trugbild, hinterher gejagt haben. [1]Damit sie genau das nicht merken, halten sie ja ständig nach Zeichen Ausschau um ihr Weltbild zu stützen. Sie weichen ständig der bitteren Wahrheit aus, dass sie Zeit ihres Lebens einer falschen … Continue reading

 

Kritik an Irlmaier und Co.

Viele die sich jahrelang mit Prophezeiungen und Schauungen befasst haben, sind aber mittlerweile selbst zu dem Schluss gekommen, dass es sich z.B. bei Irlmaiers Voraussagen höchstwahrscheinlich um keine zuverlässige Art der Zukunftsschau handelt.

Hier ist eine Linksammlung zu finden die sich  kritisch mit Irlmaiers Voraussagen auseinandersetzt:

https://dasgelbeforum.net/index.php?id=636220

Auch schon früher wurde in Büchern reichlich Effekthaschendes zusammengeschrieben um viel verkaufen zu können, das dürfte keine neue Erscheinung sein (Papier ist ja bekanntlich geduldig). Von dieser Art der verlegerischen Panikmache halte ich persönlich eher wenig. Wenn ich hier täglich dreimal Crashporn abliefern würde  (was ich durchaus könnte, aber nicht will), hätte dieser Blog vermutlich auch 10000 Klicks am Tag oder so. Aber nützen würde das den Lesern überhaupt nicht.

 

Prophezeiungen lösen einen psychologischen Überlebens-Mechanismus aus

Von diesen ganzen Prophezeiungen halte ich nicht sonderlich viel. Das menschliche Gehirn neigt ja ‘leider’ dazu, alles in sich aufzusaugen und einer Prüfung unterziehen zu wollen, was sein Überleben gefährden könnte. Wenn dir also jemand was vom Weltuntergang in den kommenden Wochen erzählt und dies glaubhaft ausschmückt, dann wird in aller Regel über diese Thematik nachgedacht. Unser Gehirn versucht dann abzuwägen ob diese Information korrekt ist, ob das eigene Überleben gefährdet sein könnte und ob Schritte unternommen werden müssen um dieser möglichen Gefahr auszuweichen. Das ist ein ganz natürliches Verhalten welches jedes Lebewesen auf diesem Planeten zeigt. Gefahr für Leib und Leben muss immer ausgewichen werden, das ist ein Überlebensprogramm des Körpers. Worte und Schriftsprache bergen aber bei Menschen insofern eine Gefahr, als dass damit die Möglichkeit einer bewussten oder unbewussten Täuschung besteht. Wort und Schrift eröffnen die Möglichkeit von falscher Information, von Lug und Trug. Du kannst die Gehirne von Menschen unbrauchbar machen wenn du sie ständig mit unvollständigen oder bewusst falschen Informationen versorgst. Das klare Denken leidet, es werden emotionale Trigger ausgelöst für die es in der Wirklichkeit überhaupt keinen Anlass gibt. Die Folge sind falsche Entscheidungen aufgrund falscher Information, Chaos, Verwirrung im Gehirn usw. Je weniger also solche Information konsumiert wird, desto besser ist das.

 

Vorbereitung ohne Panik

Im Prinzip braucht man auch keine Prophezeiungen um zu wissen dass es immer wieder Krisenzeiten, Kriege, Wirtschaftscrashs, Klimaveränderungen in Richtung Kalt oder Warm, Erdbeben, Stürme, Stromausfälle, Tsunamis, Sonnenstürme und Supervulkanausbrüche gegeben hat. Es ist auch kein Geheimnis, dass eine hochkomplexe Zivilisation die auf Strom, Erdöl und globaler Informationsvernetzung basiert, der Gefahr eines Kollapses jederzeit ausgesetzt ist. Die Zerbrechlichkeit eines Systems ist eben der Preis dafür, dass heute jeder Bürgergeldempfänger und jeder Leistungsverweigerer einen höheren Lebensstandard hat als ein König des 18. Jahrhunderts.

Auf den Zusammenbruch und eine immer gefährlicher werdende Welt kann man sich einstellen und vorbereiten. Sich aber ständig irgendwelche Prophezeiungen oder Horrormeldungen reinzuziehen bringt aber letzten Endes überhaupt nichts in Sachen Vorbereitung. Sie stehlen dir nur Zeit und Aufmerksamkeit und sind daher als kontraproduktiv und für die eigene psychische Gesundheit zersetzend einzuordnen. Der Konsum solcher Meldungen und halbgarer Informationen nützt deinem persönlichen Überleben nicht, es schadet ihm. Anstatt Prophezeiungen zu studieren erlernt ihr lieber in der gleichen Zeit praktische Fähigkeiten und baut entsprechende soziale Netze auf, die im Notfall viel mehr bringen als irgendeine Omenschau.

 

References

References
1 Damit sie genau das nicht merken, halten sie ja ständig nach Zeichen Ausschau um ihr Weltbild zu stützen. Sie weichen ständig der bitteren Wahrheit aus, dass sie Zeit ihres Lebens einer falschen Idee hinterhergejagt haben könnten, und ihr Leben danach ausgerichtet haben im schlimmsten Fall. Wenn diese Leute doch “Aufwachen” und ihren Irrtum erkennen würden, wäre das oft gleichbedeutend mit einer Zerstörung des bisherigen Lebens, und dieser Erkenntnisprozess wird deshalb aus psychologischen und sozialen Gründen solange wie möglich hinausgezögert oder weggeredet. Diesen Selbstbetrug sieht man übrigens nicht nur bei prophezeiungsgläubigen Menschen, sondern auch in anderweitigen weltanschaulichen Strömungen sehr oft. Und je älter ein Mensch ist, bzw. je länger er dieses Ausweichmanöver betrieben hat, desto unwahrscheinlicher ist ein Erkennen des eigenen Verhaltens. Einfach ausgedrückt werden solche Menschen von Tag zu Tag immer betriebsblinder sich selbst gegenüber.